Die Deutschen lieben das Reisen - von Krisenstimmung keine Spur
17.November 2008
Anlässlich der Touristik & Caravaning 2008 in Leipzig hat Messeveranstalter TMS Messen-Kongresse-Ausstellungen GmbH erneut eine repräsentative ostdeutsche Bevölkerungsbefragung zum Thema Reisen in Auftrag gegeben. Das Leipziger Institut für empirische Forschung (LEIF) führte Anfang Oktober dieses Jahres Interviews mit 1.177 Personen ab 16 Jahren in den fünf östlichen Bundesländern und in Berlin durch.
Mehr als zwei Drittel verreisen Jahr für Jahr
2008 haben sich 69 % der Ostdeutschen, das sind 8,46 Millionen und damit 200.000 weniger als im Vorjahr, eine Urlaubsreise mit fünf und mehr Übernachtungen geleistet. Im Vergleich: 1991 erreichte die Reiseintensität mit 50 % ihren Tiefpunkt, 2001 lag sie mit 77 % am höchsten. Die Finanzkrise hat das Reiseverhalten der Deutschen im Jahr 2008 noch nicht beeinflusst; die Hauptreisesaison war bereits vorüber, als die desolate Situation in ihrem ganzen Ausmaß bekannt wurde. Für den Rückgang der Reiseintensität gibt es zwei Hauptgründe - die Altersstruktur und die schwierige finanzielle Situation der unteren Einkommensschichten. Interessant ist, wie sich die Reiseintensität der einzelnen Altersgruppen verändert: Während der Anteil der Reisenden zwischen 50 und 59 Jahren von 71 auf 76 % stieg, ist er bei den 60- bis 65-Jährigen von 78 auf 71 % gesunken und bei der Generation 66plus von 63 auf 57 %. Immer mehr ältere Senioren verfügen über geringere finanzielle Mittel und müssen sich einschränken. Von Jahr zu Jahr verreisen auch immer weniger Familien. 2008 verbrachten 13 % der Ostdeutschen ihren Urlaub mit Kindern.
Sächsische Reiselust am höchsten – Sachsen-Anhalt holt auf
Nach wie vor zählen die Sachsen zu den reisefreudigsten Ostdeutschen. Wie im vergangenen Jahr liegen sie mit 72 % an der Spitze. Die Sachsen-Anhaltiner haben sich von 67 auf 70 % vorgearbeitet. Das ist der höchste Anteil seit sechs Jahren in diesem Bundesland. Es folgen die Thüringer und Brandenburger mit jeweils 68 %. Der Anteil der Berliner ist von 71 auf 66 % gesunken, die Reiselust der Einwohner von Mecklenburg-Vorpommern ist traditionell niedrig und liegt bei 59 %.
Auch die Zahl der Ferienreisen hat sich verringert. Lediglich 28 % aller ostdeutschen Touristen fuhren mehr als einmal in den Urlaub. Im vergangenen Jahr waren es noch 33 %. Hier zeichnet sich ein Trend ab, 2001 und 2002 verreisten noch jeweils 40 % der ostdeutschen Touristen mehrmals im Jahr. In allen Altersgruppen, außer bei den 50- bis 59-Jährigen, hat die Reisehäufigkeit abgenommen.
Das Urlaubsbudget ist erneut gewachsen
Durchschnittlich 953 Euro pro Person haben die ostdeutschen Urlauber in diesem Jahr in ihren Haupturlaub investiert, das sind 84 Euro mehr als 2007. Signifikant gestiegen, von 21 auf 26 %, ist der Anteil der oberen Ausgabegruppen, die mehr als 1.000 Euro für ihre Reise bezahlt haben. So groß war der Anteil dieser Gruppe noch nie. Auch hier liegen die 50- bis 59-Jährigen an der Spitze. Diese Jahrgänge sind eindeutig die reiseaktivsten. Ihre Reiseintensität und -häufigkeit sowie die Geldausgaben liegen höher als bei allen anderen Gruppen.
Weniger Ostsee – mehr Berge
Der Anteil der Ostdeutschen, die ihren Urlaub in heimatlichen Gefilden verbrachten, pendelte in den letzten Jahren zwischen 22 und 27 % Prozent. 2008 liegt der Wert bei 25 %. 15 % entschieden sich für ein östliches, 10 % für ein westliches Reiseziel. Nach wie vor rangiert Mecklenburg-Vorpommern, vor allem die Ostsee, auf Platz Eins, auch wenn in diesem Jahr Rückgänge zu verzeichnen sind. Zulegen konnten hingegen der Süden Westdeutschlands (Bayerischer Wald, Alpen und Bodensee) sowie Schleswig-Holstein. Sachsen, Thüringen, der Schwarzwald, Brandenburg und der Harz folgen auf den nächsten Rängen.
Mehr Reisen in den arabischen Raum
Deutschland gilt zwar als das wichtigste Reiseziel der Deutschen, doch die Mehrheit zieht es – wie schon in den letzten 18 Jahren - ins Ausland. Mit 44 % ist der Anteil der Auslandstouristen auf das Niveau von 2006 zurückgegangen. Spanien behauptet sich nach wie vor als beliebtestes Reiseziel, schwächelt aber deutlich. Österreich konnte einen Zuwachs erzielen, Italien dagegen verlor ostdeutsche Gäste. Die folgenden Ränge auf der Beliebtheitsskala nehmen die Türkei, Frankreich, Ungarn, Griechenland, die Tschechische Republik und Polen ein. Den zehnten Platz belegt ein außereuropäisches Ziel – Ägypten. Aber nicht nur Ägypten, sondern die arabischen Reiseziele insgesamt erleben geradezu einen Boom auf dem ostdeutschen Reisequellmarkt. 6 % der Ostdeutschen sind zu einem Übersee-Ziel gestartet, das entspricht dem Wert vom Vorjahr und zeugt von Stabilität auf relativ hohem Niveau. Immerhin leisteten sich 736.000 Ostdeutsche eine preisintensive Fernreise. Hauptreiseziel sind erneut die USA, Asien und die Karibik haben im Vergleich zu den Vorjahren mehr ostdeutsche Ferntouristen empfangen.
Reisen und Klimaschutz
37 % der ostdeutschen Touristen sind mit dem Flugzeug zum Ferienziel gereist. Der PKW bleibt mit einem Anteil von 45 % das wichtigste Reiseverkehrsmittel. PKW-Fahrer wurden befragt, inwiefern sie sich im laufenden Jahr hinsichtlich der Fahrten mit dem Auto im Alltag und im Urlaub eingeschränkt haben. Es stellte sich heraus, dass 29 % der ostdeutschen PKW-Besitzer im Jahr 2008 ihr Auto weniger genutzt haben. Knapp drei Viertel von ihnen sparten wegen der gestiegenen Benzinpreise. Nur ein Prozent hat das Fahrverhalten zu Gunsten der Umwelt verändert.
Reisebüro oder Internet?
Die Zahl der Internetnutzer hat sich auch 2008 wieder erhöht. 67 % der Ostdeutschen verfügen gegenwärtig über einen Internetzugang, das sind 416.000 Nutzer mehr als im Jahr 2007. 79 % von ihnen klicken touristische Internetseiten mehr oder weniger häufig an. In erster Linie wird das Internet zur Informationsgewinnung bzw. für die unmittelbare Reisevorbereitung genutzt. Gebucht werden vorrangig Hotelzimmer, Flugtickets und Last-Minute-Reisen. Das Reisebüro bleibt aber nach wie vor der wichtigste Reiseverkäufer. 2008 haben 48 % der ostdeutschen Touristen hier ihre Urlaubsreise oder Teile davon gekauft.
Am Urlaub wird nur im Notfall gespart
Von 49 auf 55 % gestiegen ist der Anteil der Ostdeutschen, die bereits im Herbst des laufenden Jahres sicher sind, im kommenden Jahr mindestens eine Urlaubsreise zu unternehmen. Das ist ein Rekord. Seit 2001 war die feste Reiseabsicht noch nie so hoch. Dementsprechend hat sich die Zahl der Unentschlossenen spürbar von 32 auf 23 % verringert. Viele Ostdeutsche sind bereit, im Jahr 2009 mehr Geld für die schönsten Tage des Jahres auszugeben. Deutschland wird möglicherweise als Urlaubsziel eine noch größere Rolle spielen, allerdings gaben auch 39 % der Ostdeutschen an, ins Ausland reisen zu wollen. Das entspricht dem hohen Vorjahreswert. Wie sich in der Vergangenheit zeigte, stellen Ferienreisen insbesondere auch in Krisenzeiten immer wieder einen wichtigen Ausgleich zum Alltag dar. Mehr als zwei Drittel der ostdeutschen Bevölkerung werden auch im Jahr 2009 verreisen. Am Urlaub wird nur in äußerster finanzieller Not gespart.
Quelle: Pressemitteilung TMS Messen-Kongresse-Ausstellungen GmbH